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Michael Stapelberg

ThinkPad x200 (2008)

published 2008-11-29, last modified 2018-03-18
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Ich möchte kurz erläutern, warum ich das x200 dem MacBook vorziehe, welche Hardware es beinhaltet und wie man sie unter Linux zum Laufen bringt.

Warum kein MacBook mehr

Wie in meinem Artikel „MacBook: erste Erfahrungen” beschrieben war ich anfangs sehr angetan von dem Gerät. Mittlerweile, also nach ca. zweieinhalb Jahren ist die Begeisterung allerdings verflogen. Hier ist eine Liste an Dingen, die mich an dem Gerät (insbesondere an meinem Modell, manche Punkte kann man nicht verallgemeinern) stören:

  • Die Handauflagefläche ist zu kantig. Man kann die Hände nicht bequem schief auflegen. Außerdem sammelt sich dort Dreck an, der, als ich ihn entfernen wollte, dazu führte, dass das Plastik dort abbrach! Laut Apple-Servicetechnikern ist das ein bekanntes Problem, dank AppleCare wurde mir das komplette Topcase anstandslos ausgetauscht (oh, ein neues Touchpad, schön…).
  • Das Gerät wird richtig heiß, man kann die Hand nicht länger als 1-2 Sekunden an der heißesten Stelle lassen (links unten, also dort, wo es das Knie berührt).
  • Das Netzteil ist einfach so kaputtgegangen und musste ausgetauscht werden.
  • Ebenfalls repariert werden musste eine quietschende Displayscharnierschraube, die iSight, bei der das Kabel nicht festgeklebt wurde und somit im Laufe der Zeit abgerutscht ist sowie der Akku, dessen Kapazität viel zu gering war (Serienfehler, das große Akkutauschprogramm aller Hersteller, wer sich noch erinnert…).
  • Das MacBook hat keinen PCMCIA-Slot. Das war zwar früher nicht wichtig für mich, heutzutage möchte ich aber ab und zu via UMTS ins Internet, was nur geht, sofern das jemand anders mit PCMCIA-Slot für mich weiterroutet…
  • Während die theoretische Möglichkeit, aus dem mini-DVI-Slot VGA, DVI und S-Video zu ziehen, zwar schön ist, brauchte ich bisher nur VGA und das wird auch noch einige Jahre so bleiben (bis zum nächsten Notebook). Somit stört der nötige Adapter nur, da er ab und an herausrutscht, merkwürdig aussieht (weißes Zubehör an einem schwarzen Notebook?) und in der Regel nicht dort ist, wo man ihn braucht (nämlich greifbar).
  • Nach einiger Zeit mit Mac OS X bemerkt man die ganzen Schönheitsfehler:
    • Starke Verlangsamung bei Verschlüsselung mit FileVault (das ist absoluter Standard, Notebooks ohne Verschlüsselung kann man vergessen), keine Full-Disk-Encryption möglich standardmäßig.
    • Absolute Verlangsamung nachdem der RAM einmal voll war (daher steckt man den Macs soviel davon rein), zum Beispiel nach dem Kopieren eines DVD-Images. Es dauert teilweise bis zu 20 Sekunden, bis ein Klick Wirkung zeigt.
    • Langsames und umständlich bedienbares Terminal (Alt-/Delete-Taste via SSH benutzen z.B.).
    • Kompilieren von Software in der Regel umständlicher als auf Linux, da kein Package-Management-System vorhanden.
    • Keine Möglichkeit (zumindest kenne ich keine) Caps Lock als Composekey (zum Erzeugen von Umlauten auf dem US-Layout) zu verwenden.
    • Keine Möglichkeit (außer unschönen Kernel Extensions, sofern das mittlerweile geht) um Suspend-to-RAM beim Zuklappen auszuschalten (wäre praktisch um das Notebook kurz durch die Gegend zu tragen).
    • Keine Möglichkeit einen anderen Window Manager zu wählen (auf einem Notebook mit begrenztem Platz ist Tiling ziemlich praktisch).

    → Die Konsequenz: Linux installieren. Die neuen Probleme:
    • Dual-Boot-System braucht rEFIt, eine freie EFI-Firmware, die bei jedem Beenden von Mac OS X neu geschrieben werden muss (unschön).
    • Aufgrund merkwürdiger Umstände gelang es mir nicht, eine ext2/ext3-Partition in der GPT (Partitiontable unter EFI) einzurichten, sodass die Linuxinstallation bis heute im Swap lebt (!)
    • Das Tastaturlayout ist komisch zu benutzen unter Linux. So fehlt zum Beispiel eine Delete-Taste, F1-F12 generieren andere Keycodes wenn man nicht Fn drückt, Alt- und Windows/Apfel-Taste sind vertauscht.
    • Suspend-to-RAM funktionierte bis 2.6.25 nur sporadisch (OK, mittlerweile kein Problem mehr, trotzdem ärgerlich damals).
    • Dass die Funktionstasten nur in Software steuerbar sind ist doof, da man sie dazu erstmal konfigurieren muss. Außerdem muss(te?) man zum Beispiel die Helligkeit via eigenem Programm steuern.
    • Es fehlen LEDs für alle wichtigen Dinge (Eingeschaltet? Zugriff auf die Festplatte? Netzwerktraffic? Immerhin, Sleep gibt's ;-))
    • Es fehlen die Maustasten. Unter Linux gehen Programmierer davon aus, dass man drei Maustasten hat. Und das ist auch gut so. Wer sich schonmal mit Synaptics Double-Tap und Triple-Tap (!) herumschlagen musste, weiß, was ich meine. Für die Nicht-Leidgeplagten: Man muss mit drei Fingern gleichzeitig aufs Touchpad tippen, um die mittlere Maustaste zu simulieren.
    • Ich habe es bis heute nicht geschafft, die WLAN-Karte in ein WEP-Netz zu bringen.
    • Das Display wird trotz deaktiviertem DPMS alle (ca.) 15 Minuten ausgeschaltet. Passiert da etwas in Hardware? Ansonsten möchte ich nicht ausschließen, dass es an meiner Installation liegt.
    • Trotz deaktiviertem Laptopmode und Powermanagement hängt das MacBook gelegentlich für 2-3 Sekunden ohne erkennbaren Grund, vermutlich beim Festplattenzugriff.

Das x200 im Vergleich

Nun kurz zu den Vorteilen des x200 im Gegensatz zum MacBook:

  • Es ist leichter (1,6 kg mit größtem Akku gegenüber 2,2 kg des MacBooks).
  • Es ist kleiner, hat aber die selbe Auflösung (1280x800 Pixel).
  • Es hat kein Glossy Display :-).
  • Es ist schneller (2,2 GHz Core 2 Duo gegenüber 2 GHz Core Duo, wobei die MacBooks das mittlerweile auch bieten).
  • Die Festplatte ist größer (250 GB gegenüber den 160 GB, die im MacBook aufgrund horrender Preise bei Apple selbst nachgerüstet werden musste).
  • Der Akku hält ca. 8 Stunden im Vergleich zu 2-2,5 Stunden beim MacBook.
  • Es hat einen TrackPoint statt eines Touchpads (letzteres stört beim Tippen häufig, ein TrackPoint ist außerdem bequemer zu bedienen, finde ich).
  • Es unterstützt 4 GB RAM statt maximal 2 GB RAM (bei neueren MacBooks gehen auch 4 GB).
  • Es hat einen SD-Cardreader, einen PCMCIA-Slot, eine Standardtastatur und drei Maustasten.
  • Es wird bereits jetzt deutlich besser von Linux unterstützt.
  • Man kann eine Dockingstation verwenden (durchaus ein sehr nettes Extra).

Einen einzigen Punkt muss man dem MacBook aber lassen: Der MagSafe-Anschluss (Magnetischer Stromanschluss, in den meisten Fällen passiert beim Stolpern über’s Kabel nichts) ist genial. Und von Apple patentiert. Danke auch, Apple :-(.

Und auch einen Nachteil kann ich bereits jetzt am x200 nennen: Man kann es nur mit Windows Vista kaufen, schöner wäre es ohne Microsoft-Steuer gewesen. Einmal durfte es sogar booten, bevor es dem Debian Installer zum Opfer fiel ;-).

Die Hardware im x200

  • 00:02.0 VGA compatible controller: Intel Corporation Cantiga Integrated Graphics Controller (rev 07)
    Hier verbirgt sich ein Intel GM45 Chipset, welches in der aktuellen Xorg-Version korrekt mit dem VESA-Treiber gestartet wird und damit dann auch funktioniert – mit dem Intel-Treiber nämlich (noch?) nicht.
    Update: Mittlerweile funktioniert der intel-Treiber auch ordnungsgemäß (2:2.3.2-2+lenny5 in debian)
  • 00:19.0 Ethernet controller: Intel Corporation 82567LM Gigabit Network Connection (rev 03)
    Diese Ethernetkarte funktioniert erst ab Linux 2.6.25. Dadurch findet zum Beispiel der Debian Installer kein Netz während der Installation. Nach manuellem Kernelupgrade funktioniert jedoch alles einwandfrei.
  • 00:1b.0 Audio device: Intel Corporation 82801I (ICH9 Family) HD Audio Controller (rev 03)
    Wie bei vielen Notebooks läuft diese Soundkarte mit dem snd_hda_intel-Treiber ohne Konfiguration oder sonstigen Aufwand.
  • 00:1f.2 SATA controller: Intel Corporation ICH9M/M-E SATA AHCI Controller (rev 03)
    Dieser AHCI-kompatible SATA-Controller wird von älteren Versionen des Debian Installers nicht gefunden. Mit Debian lenny funktioniert es jedoch einwandfrei (alle Kernel ab 2.6.20 sollten in Ordnung sein).
  • 03:00.0 Ethernet controller: Atheros Communications Inc. AR242x 802.11abg Wireless PCI Express Adapter (rev 01)
    Diese Atheros-Karte mit AR2425-Chipset entspricht der Auswahl „ThinkPad 11b/g Wireless LAN Mini-PCI Express Adapter III” und läuft unter Linux 2.6.27-rc5 mit dem im Kernel enthaltenen ath5k-Treiber. Der Treiber enthält jedoch einen Hinweis, dass er noch in Entwicklung ist.

Der Vollständigkeit halber hier noch die anderen Geräte:

  • 00:00.0 Host bridge: Intel Corporation Cantiga Memory Controller Hub (rev 07)
  • 00:1a.0 USB Controller: Intel Corporation 82801I (ICH9 Family) USB UHCI Controller #4 (rev 03)
  • 00:1f.3 SMBus: Intel Corporation 82801I (ICH9 Family) SMBus Controller (rev 03)
  • 00:02.1 Display controller: Intel Corporation Cantiga Integrated Graphics Controller (rev 07)
  • 00:03.0 Communication controller: Intel Corporation Cantiga MEI Controller (rev 07)
  • 00:1c.0 PCI bridge: Intel Corporation 82801I (ICH9 Family) PCI Express Port 1 (rev 03)
  • 00:1d.0 USB Controller: Intel Corporation 82801I (ICH9 Family) USB UHCI Controller #1 (rev 03)
  • 00:1d.7 USB Controller: Intel Corporation 82801I (ICH9 Family) USB2 EHCI Controller #1 (rev 03)
  • 00:1e.0 PCI bridge: Intel Corporation 82801 Mobile PCI Bridge (rev 93)
  • 00:1f.0 ISA bridge: Intel Corporation ICH9M-E LPC Interface Controller (rev 03)

Wenn du möchtest kannst du dir auch die detailliertere Ausgabe von lspci -v ansehen.

Suspend-to-RAM

Suspend-to-RAM funktioniert problemlos, sobald man dem Kernel den Parameter acpi_sleep=s3_bios übergibt. Ansonsten bleibt der Bildschirm einfach schwarz, der Rechner an sich ist aber da.

tp_smapi

tp_smapi ist ein Modul, mit dem man das Akku-Management steuern kann, also ab wann geladen werden soll, wie voll er laden soll, etc…

Leider ist in der DSDT-table im BIOS der Port, den tp_smapi braucht, so konfiguriert, dass er nicht benutzt werden darf. Wenn man die DSDT-table allerdings manuell ändert, funktioniert es einwandfrei.

Dazu kopiert man sich die aktuelle DSDT-table, dekompiliert sie, passt sie an, kompiliert sie wieder:

sudo cp /proc/acpi/dsdt DSDT
sudo chown michael DSDT
iasl -d DSDT
vi DSDT.dsl
# Hier nun nach 0x1600 suchen und die beiden Bereiche 
# via // am Anfang vor jeder Zeile auskommentieren
iasl -tc DSDT

Anschließend ändert man in der Kernel-Konfiguration folgende Einstellungen:

CONFIG_STANDALONE=n
CONFIG_ACPI_CUSTOM_DSDT=y
CONFIG_ACPI_CUSTOM_DSDT_FILE="/home/michael/dsdt/DSDT.hex"

Wenn alles glatt geht sieht man im dmesg nach dem nächsten Boot die Meldung „ACPI: Table DSDT replaced by host OS” und kann tp_smapi problemlos benutzen.

RAM

Von den eingebauten 3 GB sind 2966 MB tatsächlich nutzbar:

             total       used       free     shared    buffers     cached
Mem:          2966        327       2638          0         15        170
-/+ buffers/cache:        142       2824
Swap:         8907          0       8907

Kernel-Konfiguration

Falls du dir das Zusammenstellen einer Kernelkonfiguration ersparen möchtest, kannst du gerne meine Kernel-Konfiguration für 2.6.27-rc5 benutzen.

Bilder

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, und ich habe gleich zwölf davon. Viel Spaß.

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