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Michael Stapelberg

Unannehmlichkeiten bei der Linuxinstallation (2007)

published 2007-08-21, last modified 2018-03-18
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Vorgeplänkel

Nach 5-jährigem Einsatz Windows XP hatte ich endgültig genug von dessen Macken wenn man mehr Hardware verwendet als der Durchschnittuser (oder als vor 5 Jahren eben utopisch war): Mehr als 1 GB RAM und mehr als 1 Bildschirm und schon fangen die Probleme an (nicht genügend Resourcen trotz 1,3 GB freiem RAM sage ich nur; hab’ gar keine Lust darüber noch mehr Worte zu verlieren :-/).

Freitags war es dann soweit. Vorausschauend nahm ich mir die nächsten Tage nichts vor, ich hatte also Freitag, Samstag, Sonntag und die beiden Wochentage darauf (wir hatten wegen Abiturprüfungen frei) Zeit, um mich mit der Linuxinstallation zu befassen. Die neu für Linux angeschaffte 250 GB-SATA-Festplatte war schnell eingebaut und betriebsbereit, das BIOS machte – wie es sich für ein einigermaßen aktuelles BIOS gehört – keinerlei Probleme. Zusätzlich hatte ich übrigens noch zwei 74 GB-SATA-Festplatten im RAID-1 und eine 80 GB-IDE-Platte angeschlossen.

XUbuntu Live-CD

Da ich mit Ubuntu Linux bisher eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht habe, entschied ich mich, auch diesmal Ubuntu zu verwenden, allerdings mit dem abgespeckten Xfce-Desktop, da dieser ohnehin nach der Installation Enlightenment weichen muss.

Nachdem ich mir die „Desktop”-CD geladen hatte, bemerkte ich beim Einlegen, dass das eine Live-CD ist – das hätten die auch gleich hinschreiben können. Von dieser sollte man jedoch auch installieren können, also nicht so schlimm. Ich vermute, dass der Textinstaller den gleichen Bug hat, da dieser für grub-installer filed ist…

Nichtfunktionierender Standardtreiber

Nachdem der grafische Splashscreen durchgelaufen war, schlug das Starten des X-Servers fehl. Einen Grund dafür konnte ich auf Anhieb nicht erkennen, ich dachte mir jedoch, dass ich es einfach mal mit einem anderen Treiber für meine ATI x700 probieren könnte und der (proprietäre) fglrx-Treiber lief dann auch sofort. Leider wird dieser nicht standardmäßig mitgeliefert, sodass ich zuerst das Netzwerk konfigurieren musste und danach via apt-get install xorg-driver-fglrx den Treiber nachinstallieren musste. Einmalig ist das ja nicht so schlimm – dieser eine Start sollte aber nicht der letzte bleiben und mit der Zeit wurde das schon ziemlich nervig.

Einfach den X-Server nun zu starten ist jedoch falsch, man muss den gdm via killall gdm && gdm beenden und neustarten, ansonsten wird zum Beispiel das Symbol um die Installation zu starten am Desktop nicht angezeigt. Benutzername für die Anmeldung ist „Ubuntu”, das Passwort ist leer. Warum hier kein Auto- oder zumindest Timed-Login verwendet wird oder wie das ein Linuxeinsteiger wissen soll, ist mir schleierhaft.

Funktionierende Bootloader? Bei SATA nicht

SATA gibt’s schon lange genug, damit es einfach funktionieren müsste, könnte man meinen. Gut, bei Windows XP muss man die SATA-Treiber von Diskette (!) laden, oder direkt eine gepatchte Installations-CD erstellen, aber das ist ja nicht (mehr) unser Maßstab.

Leider meint der grub-installer, dass er die erste Festplatte nehmen müsse, die er findet, um den MBR dort zu überschreiben. Da dies aber meine IDE-Festplatte war, landete der Bootloader also dort. Da mein BIOS nicht ausgibt, auf welcher Festplatte es nun nach Bootloadern sucht, bemerkte ich dies anfangs gar nicht. Was ich allerdings bemerkte: Das System ließ sich nicht booten. Auch nach erneutem Installieren von GRUB nicht.

Auf den Rat eines Freundes hin erstelle ich dann eine separate Partition für /boot, weil das BIOS eventuell Probleme mit den 250 GB haben könnte. Das brachte mich immerhin zu einer anderen Fehlermeldung, zum starten ließ sich GRUB allerdings nicht überreden.

Nach einigem Durchprobieren der Verfügbaren BIOS-Optionen und dem Suchen nach einem leider nicht auffindbaren Legacy Mode (SATA-Festplatten wie IDE darstellen), zog ich einfach das Kabel der IDE-Festplatte um dem Installer nur noch eine Möglichkeit geben, den Bootloader zu installieren. Schon beim Bootversuch merkte ich nun, dass das BIOS gar keinen Bootloader fand – dieser war also wirklich nicht auf der SATA-Festplatte gelandet.

Die erneute Installation ließ mir wenigstens einen Bootloader auf der Platte, es lag also tatsächlich daran. Für dieses Problem existiert schon seit dem 21.02.2006 ein Bugreport, in der aktuellen Ubuntu-Version ist er jedoch noch immer nicht behoben.

Das Problem

Wo nun das Problem ist? Ein MBR macht ja eigentlich nichts, kann man ja ersetzen. Blöderweise war die besagte 80 GB-Festplatte jedoch mit einem TrueCrypt-Volume ausgestattet und TrueCrypt legt in den ersten 512 Bytes (dort, wo auch der Bootloader hingeschrieben wird) seine Keys ab, die er – kombiniert mit der eigenen Passphrase natürlich – zum Einbinden des Volumes benötigt. Wenn diese überschrieben werden, ist das Volume nicht mehr zu retten. Fast 80 GB Daten also verloren.

GRUB, Teil Zwei

Wie vorhin kurz erwähnt, landete also schlussendlich wenigstens ein GRUB auf der Festplatte. Dieser zeigte jedoch kein Menü an, sondern nur das Prompt. Mittels root (hd0,0), kernel /vmlinuz-2.6.15-23-386 ro root=/dev/sdc3 (/dev/sdc3 ist die Datenpartition), initrd /initrd.img-2.6.15-23-386 und boot konnte ich problemlos starten.

Der Debian- beziehungsweise Ubuntuinstaller legt die menu.lst in /boot/grub/menu.lst ab. Meine Vermutung ist nun (war bisher noch nicht unbeschäftigt genug, um neuzustarten), dass GRUB in /boot/boot/grub/menu.lst sucht, da er ja in der Regel eine Partition vor sich hat, wo die Dateien in /boot liegen. Ein solches Verzeichnis gab es auch – allerdings ohne menu.lst. Ich habe nun einen Symlink angelegt und werde berichten, ob das funktioniert. Übrigens: Mittels configfile /grub/menu.lst bekommt man das Menü auch zu sehen.

Außerdem macht der Installer aber noch einen weiteren Fehler: Er definiert die Festplatte als hd(2,0), obwohl die zum Boot notwendigen Dateien ja auf hd(0,0) liegen. Ob das nun mit der ohnehin falschen Reihenfolge zu tun hat, oder ein separater Bug ist, weiß ich nicht. Jedenfalls musste ich das von Hand ändern.

Fazit

Für den etwas Hardware-ambitionierten Otto-Normal-User ist Linux also immer noch nicht geeignet – trotz Live-CDs und tollen grafischen Installern oder auch dem althergebrachten Textinstaller (der ja die selben Programme intern verwendet).

Von Linux abbringen lasse ich mich dadurch jedoch nicht, dafür bietet es einfach zu viele Vorteile. Welche das sind, darf nun gerne selbst ausprobiert werden :-).

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